Ein unter Privatinvestoren häufig diskutiertes Thema ist die finanzielle Freiheit. Doch was bedeutet finanzielle Freiheit konkret?
Kurz gesagt, das Ziel der finanziellen Freiheit ist es, seine Lebenshaltungskosten durch Kapitalerträge zu decken. Oftmals werden dafür Dividendenaktien, P2P-Kredite oder Mieteinnahmen genutzt. Nicht selten aber wird der Begriff auch in einem anderen Kontext verwendet: der Selbstständigkeit.
Denn viele Menschen machen sich mit einem Projekt oder einer Idee selbstständig und bezeichnen sich selbst dann als finanziell frei. Denn sie sind nicht mehr finanziell abhängig von ihrem Arbeitgeber, sondern ihr eigener Chef.
Doch diese Aussage ist lückenhaft und kann einem Selbstständigen schnell das Genick brechen. Denn in der Selbstständigkeit tauscht man lediglich die Abhängigkeitsverhältnisse aus. Im Berufsleben ist es der Arbeitgeber und in der Selbstständigkeit sind es die Kunden. In beiden Fällen ist man finanziell von jemand anderem abhängig.
Denn wenn man selbst nicht mehr arbeiten geht, bekommt man in beiden Fällen auch kein Gehalt mehr. Doch als Aktionär oder Investorin bekommt man, unabhängig von der Zeit, ein passives Einkommen.
Sobald das Geld investiert wurde muss es zwar verwaltet werden, jedoch bekommt man das Geld auch weiter, selbst wenn man nicht mehr arbeitet.
Finanzielle Freiheit beschreibt demnach das Befreien aus einer finanziellen Abhängigkeit und das Erreichen der finanziellen Freiheit durch passive Einkommensströme.
Wann bin ich finanziell Frei?
Jetzt stellt sich einem natürlich die Frage, ab wann man denn die finanzielle Freiheit erreicht hat?
Diese Frage kann und muss jeder für sich selbst beantworten, denn kein weiß besser über deine Finanzen Bescheid, als du selbst.
Am besten führst du für die nächsten Monate ein Haushaltsbuch, um herauszufinden wie hoch deine tatsächlichen Ausgaben sind. Dann solltest du einen kleinen Puffer miteinberechnen und das ganze mal 12 nehmen.
Jetzt weißt du, wie viel du pro Jahr ausgibst. Zu diesem Wert musst du nun die Kapitalertragssteuer hinzurechnen. Diese beträgt grundsätzlich 25 Prozent (§ 43a I S. 1 Nr. 1 EStG) zzgl. dem Solidaritätszuschlag von 5,5 Prozent und ggf. der Kirchensteuer von 8 bis 9 Prozent.
In diesem Beispiel rechnen wir mit eine Jahresverbrauch von 24.000 EUR, einem Puffer von 10% und einem Steuersatz von 26,375%. Demnach bräuchte die Person 33.363 EUR an Kapitalerträgen (Brutto) pro Jahr, um davon leben zu können.
Gehen wir davon aus, da du hier auf einem Finanzblog bist, investierst du dein Geld in ein breit gestreutes Dividendenaktien-Portfolio. Dabei gehen wir von einer konservativen Dividendenrendite mit 3% aus.
Lies: Meine Anlagestrategie – Dividenden, Wachstum und Spekulationen? ??
Demnach benötigst du ein Vermögen von 1.112.100 EUR. Dieser Betrag wirkt erst einmal verdammt groß und das ist er auch. Doch wir gehen davon aus, dass du 20 Jahre alt bist, mit der Ausbildung fertig bist und noch nicht sofort auf das Geld angewiesen bist.
Demnach kannst du die Dividenden jährlich reinvestieren. Zusätzlich sparst du 581,67 EUR pro Monat und kannst in 32 Jahren von deinen Kapitalerträgen leben.
Mit einbezogen wurden noch nicht die Inflation und das Dividendenwachstum. Denn oft erhöhen Unternehmen ihre Dividendenausschüttungen jährlich.
Wenn du selbst mit deinen persönlichen Zahlen etwas ausprobieren möchtest, kann ich dir die beiden kostenlosen Webseiten https://www.zinsen-berechnen.de/sparrechner.php und http://tipps-zum-investieren.de/tools/dividenden-rechner/ empfehlen.
Wie erreicht man die finanzielle Freiheit?
Als nächstes steht die Frage im Raum, wie man die finanzielle Freiheit erreichen kann. Oben habe ich schon erwähnt, dass du dir ein passives Einkommen aufbauen musst.
Ob du das mit Mieteinnahmen, Dividendenaktien oder P2P-Krediten umsetzt, ist dir überlassen. Mein Rat an dich ist aber, dass du dein Vermögen über mehrere Anlageklassen streust. Denn jedes Investment bietet Risiken und ein Totalverlust kann nie ausgeschlossen werden.
Trotzdem solltest du nicht zu zögerlich an die Sache rangehen, denn Rendite ist zu einem teil an Risiko gebunden und mit einem Sparbuch wirst du die finanzielle Freiheit nicht erreichen.
Ich selbst fange aktuell an, mich näher mit dem Thema Dividendenaktien auseinanderzusetzen. Deshalb werde ich mein ersten passiven Einkommensstrom auch mit einem Dividendenportfolio aufbauen. In Zukunft möchte ich weitere Einkommensquellen erschließen, doch für den Anfang fokussiere ich mich auf die Börse.
Meine Buchempfehlung für den Einstieg ist hier das Buch „Cool bleiben und Dividenden kassieren“ von Christian W. Röhl und Werner H. Heussinger.
Lies: Buchrezension von “Cool bleiben und Dividenden kassieren”
Darin erfährst du, wie man die richtigen Dividendenaktien bewertet und sich damit ein passives Einkommen aufbaut. Wenn du deine erste Aktie kaufen möchtest, habe ich hier eine Schritt-für-Schritt-Anleitung erstellt.
Diese soll dir den Einstieg in die Finanzwelt erleichtern und dich motivieren, deine erste Aktie zu kaufen.
Dein Boost zur finanziellen Freiheit!
Natürlich möchte keiner von uns 80 Jahre warten, bis er von seinem Ersparten leben kann und das ist auch gar nicht nötig. Denn es gibt drei Faktoren, die deinen Vermögensaufbau immens beeinflussen: der zeitliche Rahmen, die Sparquote und die richtige Planung!
Beginnen wir mit der richtigen Planung. Du solltest deshalb, wie bereits oben erwähnt, versuchen, einen Überblick über deine finanzielle Situation zu bekommen. Dafür kannst du eine Excel-Tabelle, eine App oder das klassische Blatt Papier nutzen und für ein paar Monate deine Ausgaben und Einnahmen aufschreiben.
Im nächsten Schritt teilst du deine Ausgabe in Kategorien ein und legst feste Budgets fest. Dafür kannst du entweder mehrere Unterkonten anlegen oder das Geld abheben und in Umschläge stecken.
Wenn du dich an das neue System gewöhnt hast, geht es daran deine Ausgaben zu senken und/oder deine Einnahmen zu erhöhen.
Denn Sparquote ist der zweite entscheidende Faktor beim Erreichen der finanziellen Freiheit. Je mehr Geld du sparen kannst, desto schneller wächst dein Vermögen und desto weniger Kapitalerträge brauchst du.
Ebenfalls brauchst du durch das Reduzieren der Ausgaben im Monat keine 2.000 EUR mehr, sondern nur noch 1.500 EUR. Die 500 EUR nutzt du um in produktive Anlagen zu investieren und das Ziel von 1.112.100 EUR sinkt auf 834.075 EUR.
Bei monatlichen Ausgaben von 1.500 EUR braucht man jährliche Erträge in Höhe von 25.022,25 EUR (Brutto) und nicht 33.363 EUR (Brutto), wie in dem Beispiel oben.
Demnach gibt es zwei Möglichkeiten, mit denen du dein Ziel aktiv beeinflussen kannst und solltest. Du wirst merken, dass es irgendwann nicht mehr darum geht, sich durch Verzicht zu beschränken, sondern sein eigenes Leben durch gezielten Konsum zu optimieren.
Du solltest Sparen nicht als Bestrafung, sondern als Möglichkeit sehen, das im Leben zu finden, was dich wirklich glücklich macht. Hier kann ich zwar nur für mich sprechen, aber Konsum vermittelt mir nur ein kurzfristiges Gefühl von Glück und Freude, doch bereits nach einer kurzen Zeit verschwindet dieses Gefühl wieder. Deshalb sollte man herausfinden, was einen wirklich nachhaltig glücklich macht und dies als Motivation sehen, weniger Geld für unnötige Dinge auszugeben.
Nach diesem kurzen Abriss zu meinen Gedanken rund um das Thema Sparen, Minimalismus und Konsum geht es weiter mit dem wohl wichtigsten Punkt deiner Investorenkarriere, der Zeit!
Denn mit keinem Geld der Welt kannst du dir eine vergangene Minute, Stunde, Tag oder Jahr zurückholen. Deshalb solltest du vorher überlegen, ob du gerade deine Zeit mit unnötigen Dingen totschlägst oder ob du an deinen Zielen und Träumen arbeitest.
Oftmals hat man nur den kurzfristigen Effekt vor Augen, verliert aber das Langfristige, Übergeordnete Ziel aus dem Sinn. Nicht jeder hat immer die Motivation etwas Produktives zu tun, doch jede Entscheidung, die du in deinem Leben triffst, verändert deine Zukunft.
Das Schöne daran ist, dass du selbst entscheiden kannst, was und wie du etwas machst. Damit kannst du deine eigene Zukunft aktiv mitgestalten und beeinflussen. Deshalb fang heute noch an und eröffnet ein Depot, bilde dich zum Thema Investieren weiter oder analysiere dein erstes Investment.
An der Börse ist Zeit der wichtigste Faktor und je länger sich dein Kapital verzinsen kann, desto stärker fällt der Zinseszinseffekt ins Gewicht.
Lies: Was ist der Zinseszinseffekt?
Ich hoffe ich konnte dir das Thema Finanzielle Freiheit etwas näherbringen. Bereits in diesem Beitrag habe ich dir etwas über meine Gründe erzählt, warum ich finanziell frei werden möchten.
Ein genauer Beitrag mit meinem aktuellen Stand, meinen kurz-, mittel- und langfristigen Zielen, wird in den kommenden Wochen erscheinen. Darin erzähle ich dir ausführlich, wie ich das Ziel erreichen möchte und wie ich den Weg dorthin um einige Jahre beschleunigen werde.
Wenn du noch Fragen zu dem Thema hast, lass uns gerne in den Kommentaren unter diesem Beitrag darüber diskutieren oder schreib mir eine E-Mail mit deinem Anliegen.
Damit wünsche ich dir eine finanziell erfolgreiche Woche und bis zum nächsten Sonntag.
~ Marco
PS: Was ist dein Ziel? Möchtest du auch die finanzielle Freiheit erreichen oder hast du ein anderen Traum den du dir erfüllen möchtest?
Hi Marco,
super Beitrag – ich rechne mir auch gelegentlich mal aus, wann ich meine finanzielle Freiheit erreicht habe. Nur durch Dividenden und bei einer Dividendenrendite von ca. 3% netto bräuchte ich ca. 1,2Mio.€. Eine lange Strecke wie ich finde, aber wir scheinen ja beide auf dem richtigen Weg zu sein. Weiter so:)
Ich möchte neben meinen Dividenden-Einkünften auch unbedingt Mieteinnahmen generieren, doch dazu braucht es noch ein bisschen, da ich noch Student bin – ich bin aber sehr zuversichtlich??
LG
Felix
@felixinvestiert
Servus Felix,
ich rechne mir auch gerne aus, wie viel Geld ich brauche um finanziell frei zu sein. Leider aktuell noch sehr verzerrt, da ich Schüler bin und kein festes Einkommen habe. Immobilien stehen bei mir auf der Liste der langfristigen Ziele, denn ich stelle es mir spannend vor, finanzielle frei zu sein und das eigene Immobilienportfolio zu verwalten. Mal schauen was sich hier in der Zukunft ergeben wird!
Gruß,
Marco