Im Jahr 2019 lag die Zahl der existierenden ETFs weltweit bei etwa 6.970 Stück. Um sich in diesem Dschungel besser zurechtzufinden, habe ich bereits einen ausführlichen ETF-Guide erstellt.
Link zu dem ETF-Guide:
Doch in dem heutigen Beitrag geht es darum, anhand von 3 Kennzahlen bereits eine Vorauswahl zu treffen, um nicht unnötig Zeit mit dem Analysieren von schlechten ETFs zu verbringen.
Inhaltsverzeichnis
Fondsvolumen
Die erste Kennzahl, die wir uns anschauen, ist das Fondsvolumen. Dieses beschreibt, wie viel Kapital bereits in den ETF investiert wurde. Daraus lässt sich ablesen, wie erfolgreich ein Fond ist. Denn läuft dieser extrem schlecht, werden weniger Investoren dazu bereit sein, ihr Kapital in diesem ETF investiert zu lassen.
Ebenfalls droht bei ETFs <500 Millionen € das Risiko, dass der Fond geschlossen oder von einem Konkurrenten aufgekauft wird. In diesem Zusammenhang kann aus dem einst perfekten ETF-Investment, schnell eine Nullnummer werden. Im schlimmsten Fall musst du dann die Anteile mit Verlust und zu hohen Gebühren verkaufen.
Deshalb schau dir unbedingt vorher an, wie lange der Fond bereits existiert und wie viel Kapital bereits in diesen investiert wurde.
Das Fondsvolumen und die beiden folgenden Kennzahlen lassen sich leicht über die Suche von etf1.de herausfinden. Gib dort einfach die WKN (Wertpapierkennnummer) des Indexfonds ein und dann erhältst du eine übersichtlich aufgearbeitet Aufstellung mit allen wichtigen Kennzahlen zu dem jeweiligen ETF.
Replikationsmethode
Bei der Replikationsmethode unterscheidet man zwischen Physisch, Sampling und Synthetisch. Ein Physischer ETF (volle Replikation) bildet den ETF 1:1 nach. Es werden alle Wertpapiere in derselben Gewichtung gekauft, analog dem Index, der nachgebildet wird. Der ETF ist also durch die Wertpapiere physisch hinterlegt.
Die Replikationsmethode Optimiertes Sampling ist ebenfalls physisch. Doch hierbei enthält der ETF lediglich eine Auswahl der im Index enthaltenen Wertpapier. Dadurch kann dieser die Kosten weiter senken, denn teilweise gibt es in einem Index sehr kleine Aktienpositionen, deren physischer Einkauf die Kosten des ETFs in exorbitante Höhen treiben würde. Daher versucht der ETF mit einer bestimmten Auswahl der im Index enthaltenen Titel mindestens dessen Rendite zu erzielen.
Mit synthetisch replizierenden Fonds können Fondsgesellschaften einen Index präziser nachbilden, das heißt ohne oder mit deutlich weniger Tracking Error als bei so manchem physischen ETF. Hinzu kommt, dass manche Indizes auf Rohstoffe oder auf bestimmte Schwellenländer wie Indien sich nur über synthetische ETFs darstellen lassen, weil die Basiswerte sich nicht ökonomisch kaufen oder lagern lassen, zum Beispiel Öl.
Die letzte Replikationsmethode ist Synthetisch (Swap-basiert). Der Index wird nicht physisch mit den Indextiteln nachgebaut, sondern über ein Tauschgeschäft (Swap). Dieses Tauschgeschäft wird mithilfe eines Sicherheitskorbes abgesichert. Dabei gibt es das sogenannte Kontrahentenrisiko. Denn der Partner sichert dem ETF Anbieter die Wertentwicklung des Referenzindex zu und erhält als Gegenleistung eben jene Wertentwicklung des Sicherheitskorbes des ETFs. Doch geht einer der beiden Partner pleite oder reicht der Sicherheitskorb nicht aus, so kann der ETF Anleger im schlimmsten Fall leer ausgehen. Doch dieses Risiko darf maximal 10% des ETFs ausmachen und die Größe des Sicherheitskorbes wird regelmäßig überprüft.
Der Vorteil von synthetisch replizierenden ETFs ist, dass der ETF den Index präziser nachbilden kann und dadurch die Tracking Difference geringer ausfällt. Ebenfalls können dadurch auch Rohstoff Indizes, bestimmte Schwellenländer und ähnlich komplizierte Indizes präzise abgebildet werden.
Ich bevorzuge eine physische Replikationsmethode, denn diese birgt weniger Risiken und kann durch das Sampling trotzdem kostengünstig umgesetzt werden. Teilweise entwickeln sich Physische ETF mit der Replikationsmethode Optimiertes Sampling besser, als der Vergleichsindex.17
Link zum Vanguard ETF: https://etf1.de/etf/ie00b3rbwm25/
Jedoch kommt es vor, dass es spezielle ETF-Konstruktionen nur synthetisch gibt, um den zugehörigen Index überhaupt nachbilden zu können. Hier sollte man sich als Anleger dem Risiko bewusst sein und gegebenenfalls diese Art von ETFs meiden.
Tracking Difference
Die Tracking Difference ist in meinen Augen die wichtigste Kennzahl für die ETF-Analyse. Denn viele Anleger schauen sich nur die Total Expense Ratio (TER) oder zu Deutsch Gesamtkostenquote an und gehen davon aus, dass ein ETF mit 0,2% TER besser sei, als einer mit 0,55% TER.
Doch die Gesamtkostenquote gibt nur bedingt eine Auskunft darüber, wie teuer ein ETF tatsächlich ist. Denn die TER beispielsweise enthält nicht die Transaktionskosten auf Fondsebene. Dazu zählen unter anderem Broker-Gebühren und Spreads, die der ETF zahlt, wenn das Portfolio umgeschichtet bzw. wieder an den Index angepasst wird.
Betrachtete man hingegen die Tracking Difference, so sieht man schwarz auf weiß, wie stark die Entwicklung (Rendite) des ETFs von dessen Index abweicht. Je geringer diese Zahl ist, desto näher ist der ETF an der tatsächlichen Rendite des Index. Ist die TD sogar negativ, so outperformed der ETF den Index, den er abbilden soll.
Das ist unter anderem bei dem „Vanguard FTSE All-World UCITS ETF“ der Fall. Denn dieser nutzt die Replikationsmethode Physisch (Optimiertes Sampling), um so Kosten zu sparen. Dadurch läuft der ETF um 0,04% besser, als der Vergleichsindex, den er nachbildet.
Fazit
Neben den 3 genannten ETF Kennzahlen gibt es natürlich noch Dutzend weitere. Doch ein ETF soll eigentlich eine einfach und passive Anlagestrategie sein, doch wenn man bereits mehrere Stunden bei der Analyse verschiedener ETFs verschwendet, kann man genauso gut auch in Einzelaktien investieren.
Deshalb sollte man sich zuerst überlegen, welchen Index man abbilden möchte und alle ETFs, die diesen abbilden, anhand der oben genannten Kennzahlen analysieren. Der ETF, der dann am besten abschneidet wird entweder via Einmalkauf erworben oder im Sparplan bespart.
Meine Depot-Empfehlung ist die Consorsbank. Dort erhältst du zusätzlich noch eine 20€ Prämie für deine 1. Sparplanausführung.*
Wenn du noch weitere Fragen zum Thema ETFs hast, schreib mir diese gerne in die Kommentare oder via E-Mail an finanzeule@gmail.com!
Damit wünsche ich dir eine finanziell erfolgreiche Woche,
Marco