BASF SE Aktie
In diesem Beitrag analysiere ich das am 6. April 1865 gegründete Chemieunternehmen mit Hauptsitz in Ludwigshafen am Rhein (Deutschland). Die BASF (WKN: BASF11) ist der nach Umsatz größte Chemiekonzern der Welt. Er ist mit 115.490 Mitarbeiter in mehr als 80 Ländern vertreten. Weltweit werden rund 130.000 Kunden mit Produkten und Dienstleistungen beliefert.
Inhaltsverzeichnis
Geschäftsmodell
Das Geschäftsmodel der BASF ist in 5 Segmente unterteilt (nach Umsatz):
Funktionsmaterialien und -lösungen (Functional Materials & Solutions)
In diesem Segment werden kunden- und branchenspezifische Systemlösungen, Dienstleistungen und Produkte zusammengefasst. Die BASF SE stellt diese Produkte beispielsweise für die Automobil, Elektronik-, Chemie- und Bauindustrie her. Der Anteil am Umsatz beläuft sich auf 34% (EUR 21.468 Millionen).
Chemikalien (Chemicals)
Der Konzern stellt weltweit Basischemikalien und Zwischenprodukte für seine Kunden und die eigenen Verbundstandorte her. Darunter fallen die Unternehmensbereiche Petrochemicals, Monomers und Intermediates. Das Segment hat einen Anteil von 26% (EUR 16.501 Millionen) am Umsatz.
Veredlungsprodukte (Performance Products)
In diesem Segment werden die Unternehmensbereiche Dispersions & Pigments, Care Chemicals, Nutrition & Health und Performance Chemicals der BASF SE zusammengefasst. Dort werden angepasste Lösungen für einzelne Kunden erarbeitet. Diese sollen dabei helfen, die Herstellungsprozesse effizienter zu gestalten. Der Anteil am Umsatz beläuft sich auf 25% (EUR 15.812 Millionen).
Landwirtschaftliche Lösungen (Agricultural Solutions)
In diesen Bereich fallen alle Produkte rund um die Landwirtschaft. Der Konzern vertreibt Lösungen zur Verbesserung der Gesundheit und des Ertrags von landwirtschaftlichen Nutzpflanzen. Der Anteil am Umsatz liegt bei 10% (EUR 6.156 Millionen).
Sonstige
Alle weiteren Bereiche werden unter dem Segment „Sonstige“ zusammengefasst. Der Anteil am Umsatz beläuft sich hier auf 5%.
(Quelle: Stand Juli 2019)
Unternehmensgeschichte
1865 Gründung in Mannheim als „Badische Anilin- & Sodafabrik“ von Friedrich Engelhorn.
1866 Ludwigshafen wird als Produktionsstandort gewählt.
1880 – 1897 Forschung und Entwicklung des Heumann-Synthese-Verfahren (Synthetische Herstellung von Indigofarben).
1901 Die neuen Indanthren-Farben lösen die Indigofarben ab.
1904 Zusammenschluss von BASF, Bayer und AGFA zur Interessengemeinschaft Farbenindustrie (Dreibund genannt). Die unternehmerische Unabhängigkeit bleibt weiter bestehen.
1913 Inbetriebnahme der ersten Ammoniaksyntheseanlage in Oppau (Stadtteil von Ludwigshafen). Die damalige Jahresproduktion liegt bei 7.200 Tonne. Heute beläuft sich diese auf 857.000 Tonnen Ammoniak.
1914 Agrarzentrum Limburgerhof eröffnet um die Produktion von Düngemitteln aufzunehmen und die industrielle Agrarchemie in Deutschland einzuleiten.
Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurde die BASF in die Rüstungsindustrie integriert. Ammoniak und Salpeter als Ausgangstoffe für die Sprengstoff- und Schießpulverproduktion und Vorprodukte für die Giftgaserzeugungen wurden von der BASF hergestellt.
1916 Zweites Ammoniak-Synthesewerk wird gebaut um die starke Nachfrage durch den Krieg bedienen zu können. Der Weltkrieg hatte zu Folge, dass die Farbenproduktion fast zum Erliegen kam.
1918 Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde von den Alliierten größtenteils die Produktionsanlagen demontiert und die Patente beschlagnahmt.
1919 kommt es zu einer katastrophalen Explosion des Oppauer Stickstoffwerks. Dabei kommen 565 Menschen ums Leben und angrenzende Wohngebiete werden verwüstet.
1920 BASF erholt sich und nimmt die Produktion erneut auf um ihre Marktmacht zurückzuerlangen.
1923 Der „Anilindollar“ soll Angestellte vor den Folgen der Geldentwertung auf dem Höhepunkt der Weimarer Republik schützen.
Im selben Jahr gelingt dem Chemiker Matthias Pier erstmals die Methanolsynthese.
1951 Im Werk Ludwigshafen wir das Styropor entwickelt, das als Isoliermaterial im Bau und in der Verpackungstechnik häufig Verwendung findet.
1974 Am Standort Ludwigshafen wird die zu dieser Zeit größte mechanisch-biologische Kläranlage Europas in Betrieb genommen.
2013 BASF-Forscher entwickeln den ersten WC™ Vier-Wege-Katalysator für Benzinmotoren.
2015 Der Forschungsschwerpunkt wird verstärkt auf Windenergie, Wasseraufbereitung und Batterien für Mobilität gelenkt.
2016 Bei Arbeiten an Rohrleitungen im Ludwigshafener Nordhafen kommt es zu einem Brand und mehreren Explosionen. Dabei starben vier Menschen, sieben wurden schwer verletzt und weitere 22 leicht.
Kennzahlen
Im Geschäftsjahr 2018 beläuft sich der Umsatz auf EUR 62.675 Millionen. Das macht ein Plus von EUR 1.452 Millionen. Doch das Bruttoergebnis vom Umsatz das 2017 noch bei EUR 19.632 Millionen lag, geht auf EUR 18.356 Millionen zurück. Dieser Umstand ist auf die erhöhten Herstellungskosten zurückzuführen. Diese lagen 2017 bei EUR 41.591 Millionen und 2018 bei EUR 44.319 Millionen.
Damit beläuft sich das verwässerte Ergebnis je Aktie auf EUR 5,11. Das macht einen Rückgang von EUR 1,50 (16,64%) zu dem Geschäftsjahr 2017.
Dividende
Für das Geschäftsjahr 2018 wurde eine Dividende von EUR 3,20 je Anteilsschein ausgezahlt. Auf den Free Cash Flow bezogen liegt die Ausschüttungsquote bei 72,90% (Quelle: aktienfinder.net).
Bei dem aktuellen Aktienkurs von EUR 61,80 (Stand: 29. Juli, 10:58 MESZ) liegt die Dividendenrendite bei 5,18%.
Dividendenhistorie
Die BASF SE zahlt seit 1999 jährlich eine Dividende aus. In den Jahren 1999 bis 2008 schwank die Dividenden sehr stark. Ab 2009 (EUR 1,70) bis heute (EUR 3,20) wurde die Dividenden dann 9 Jahre in Folge erhöht.
Dividendenwachstum
In den letzten fünf Jahren beträgt das Dividendenwachstum der BASF circa 3,5% per annum. Seit 2011 erhöht der Konzern seine Dividende jährlich um EUR 0,10. Dadurch steigt die Dividende zwar jährlich an, aber das Wachstum nimmt immer stärker ab. 2012 wurde die Dividende noch um 4% erhöht, wohingegen die Erhöhung von 2017 auf 2018 nur noch bei 3,23% lag.
Zukunftsprognose
Auf der Hauptversammlung vom 03.05.2019 hat der Vorstandsvorsitzende der BASF SE (Dr. Martin Brudermüller) verkündet, dass die Dividende in Zukunft jährlich konsequent erhöht werden soll.
Das sind gute Nachrichten für Dividendeninvestoren, doch bei einer Ausschüttungsquote von über 70% ist bei aktuellen Umsatzzahlen nicht mehr viel Platz nach oben.
(Quelle: Stand Juli 2019)
Chancen
Neue Markt im Bereich der Elektromobilität
Die BASF ist Lieferant von Kathodenmaterial um Batterien leistungsstärker, zuverlässiger und günstiger zu machen. Das bis 2025 weltweit rund 1,5 Milliarden Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sein werden und die Belastung der Umwelt immer weiter zunimmt, könnte Elektromobilität eine Lösung dafür sein.
Der Konzern verschläft diesen Zug nicht so wie die deutsche Automobilindustrie, sondern gestaltet die Entwicklung aktiv mit.
Die BASF formuliert folgende Ziele: „bis zum Jahr 2025 die reale Reichweite eines Mittelklassewagens von 300 auf 600 Kilometer mit einer einzigen Batterieladung sowie die Lebensdauer der Batterie zu verdoppeln, die Batteriegröße auf die Hälfte zu reduzieren und die Ladezeit auf 15 Minuten zu verkürzen.“
(Quelle: Stand 31. Juli 2019)
5,9 Milliarden Euro Deal mit Bayer
BASF kauft das Geschäft mit Saatgut und Unkrautvernichtungsmitteln von Bayer auf. Ab dem Jahr 2020 sollte die Übernahme dann auch in den Gewinnen zu sehen sein. Bis dahin war es eine teure Investition und es wird sich zeigen in wie weit sie Früchte tragen wird.
Der Konzern setzt nicht nur auf dieses Pferd, sondern forscht in den drei Hauptbereichen „Pflanzenschutz und Saatgut“, „Schädlingsbekämpfung“ und „Rasen und Zierpflanzen“ kräftig weiter.
Im Bereich „Pflanzenschutz und Saatgut“ gibt es bereits vielversprechende Ansätze rund um das Thema „Digital Farming Solutions“. Mehr dazu kann man hier nachlesen.
Ende des Handelsstreites zwischen der USA und China
Klar sollte sein, dass der Konzern stark unter den Folgend des Handelsstreits leidet. Sollte es dort zu einer Einigung kommen wird dies einen positiven Einfluss auf den Absatz der BASF haben.
10 Milliarden Dollar Expansion nach China
Der Konzern kündigt an einen Verbundstandort im Süden Chinas zu bauen. Dieser soll laut Angaben 10 Milliarden Dollar kosten. Das ist die mit Abstand höchste Einmalinvestition der BASF..
Geplant ist der Bau bis spätestens 2026. Bereits ab 2022 soll dort die neue Kompoundieranlage in der Hafenstadt Zhanjiang in der Provinz Guangdong mit einer Kapazität von 60.000 Jahrestonnen technische Kunststoffe produzieren.
Aktuell wird noch eine Machbarkeitsstudie durchgeführt und danach soll mit dem Bau begonnen werden. Eine Fläche von rund neun Quadratkilometer wird für das Projekt in Anspruch genommen.
Der Vorstand der BASF ist zuversichtlich, den „der Anteil Chinas an der weltweiten Chemieproduktion wird bis zum Jahr 2030 auf rund 50% ansteigen“ und “ Guangdong ist ein wachsender Markt für Chemie-Innovationen, und unser neuer Standort wird Kunden in zahlreichen Industrien unterstützen.“, so Dr. Martin Brudermüller (CEO).
(Quelle 1; Quelle 2: Stand Juli 2019)
Verbundstandorte: Die Geheimwaffe der BASF?
Ein weiterer Vorteil steckt hinter dem Wort „Verbundstandort“. Solche Produktionsstandorte kann man sich als großes Netzwerk vorstellen.
Dort hängen mehrere Fabriken lokale zusammen und das Endprodukt eines Betriebs dient als Rohstoff für den Nächsten. So spart sich die BASF lange Transport Wege zwischen den einzelnen Werken und kann an jedem Verbundstandort weitestgehend die vollständige Produktion für ein Produkt durchführen.
Ein Verbundstandort hat ebenfalls den Vorteil das dieser ressourcenschonender und effizienter arbeitet. Die Abfall- und Nebenprodukte werden wieder als Rohstoffe in einer anderen Anlage genutzt.
Der Konzern hat weltweit Standorte in Ludwigshafen (Deutschland/Rheinland-Pfalz), Antwerpen (Belgien), Nanjing (Volksrepublik China), Kuantan (Malaysia), Freeport (USA/Texas) und Geismar (USA/Louisiana).
Wie bereits oben erwähnt wird auch der neue Standort in China ein Verbundstandort und bietet die gleichen Vorteile wie die anderen Standorte.
Mit dieser Produktionsmethode kann die BASF potentielle Konkurrenten besser abwehren, denn diese können meist nur einen Teil der Produktionskette herstellen und müssen die anderen Produkte/Rohstoffe zukaufen. Der Konzern hingegen kann den Kundenwunsch vom Rohstoff bis zum Endprodukt in einem Verbundstandort umsetzen.
Kein Joint Venture in China
Bei einem Joint Venture handelt es sich um einen Zusammenschluss zwischen Firmen zum Zweck der gemeinsamen Durchführung von Projekten. So ist es in China üblich gewesen, dass ein Unternehmen nur in den chinesischen Markt eintreten durfte, wenn es ein Joint Venture mit einem chinesischen Unternehmen einging.
Deshalb ist auch der im Jahr 2000 gegründete Verbundstandort der BASF in Nanjing (China) ein 50:50-Joint Venture mit Sinopec, einem chinesisches Erdgas- und Mineralölunternehmen mit Sitz in Peking.
Doch der neue Verbundstandort in Hafenstadt Zhanjiang wird kein Joint–Venture. Die BASF ist das erste Unternehmen, dass eine 100% Tochtergesellschaft ohne Beteiligung Chinas führen darf.
Der neue Standort wird durch das Smart-Manufacturing-Konzept mithilfe modernster Technologie ressourcenschonender und energieeffizienter arbeiten. Dies führt zu einer geringeren Umweltbelastung und besseren Produktionsergebnissen.
Risiken
Abhängigkeit zu anderen Branchen und der Handelsstreit
Die BASF ist ein zyklisches Unternehmen und deshalb abhängig von der Entwicklung anderer Märkte. Darunter fallen beispielsweise die Chemie-, Automobil- und Baubranche.
Das heißt im Umkehrschluss, dass ein schwächeln dieser Branchen sich unweigerlich auf das Wachstum und den Umsatz des Chemieriesen auswirkt.
Aktuell ist die Automobilindustrie im Fadenkreuz und sofort gibt es eine Gewinnwarnung von Seiten des Konzerns. Denn der Automobilabsatz ist im ersten Halbjahr weltweit um 6% und in China um 13% zurückgegangen.
Es handelt sich bei der BASF SE somit um einen zyklischen Industriekonzern der stark mit einer rückläufigen Konjunktur und dem Handelskonflikt zwischen den USA und China zu kämpfen hat.
Der Streit und klimatische Verhältnisse erschweren ebenfalls den Vertrieb von landwirtschaftlichen Produkten in Amerika.
Niedrigwasser im Rhein
Dazu kam noch, dass der Rhein im dritten Quartal 2018 einen sehr niedrigen Pegelstand erreichte. Das führte dazu, dass die Schifffahrt teilweise vollständig zum Erliegen kam und die BASF ihre Produkte über Schienen und Straßen transportieren musste.
Dies hatte zur Folge, dass die Produktion nicht mehr gehalten werden konnte und die beiden Steam Cracker auf 60% heruntergefahren werden mussten. Diese beiden Anlagen sind das Herzstück in Ludwigshafen und produzieren die Grundbausteine für die weitere Produktion. Ein Ausfall dieser Anlagen führt unweigerlich zu einem Produktionsrückgang und damit zu sinkenden Gewinnen.
(Quelle: Stand Juli 2019)
Zukunftsprognose
Folgende Szenarien hätten einen positiven Einfluss auf die Entwicklung der BASF SE Aktie:
Ab 2020 soll das Saatgutgeschäft von Bayer vollständig integriert sein und nennenswerte Gewinne abwerfen.
Bereits ab 2022 soll das neue Werk in China eine Kapazität von 60.000 Jahrestonnen erreichen.
Bis 2025 ist es das Ziel mit neuem Kathodenmaterial die Batterien in Elektroautos leistungsstärker, zuverlässiger und günstiger zu machen.
Ab 2026 soll das Werk im Süden Chinas vollständig in Betrieb genommen werden.
Bis 2030 würde der Anteil Chinas an der weltweiten Chemieproduktion auf über 50% ansteigen.
Fazit
Die BASF SE Aktie gehört für mich zu den aktuell risikoreicheren Investments. Trotzdem hat der Konzern seit Gründung viele Tiefs gut überwunden.
Die Zukunftsprognose zeigt, dass der Konzern noch einiges an Potential hat. Nicht zu unterschätzen ist die Zyklizität des Unternehmens und die Abhängigkeit von anderen Branchen.
Die Handelsdifferenzen zwischen den USA und China machen dem Konzern zurzeit starke Probleme. Sollte es aber dort zu einer Einigung kommen, sehe ich die Aktie wieder auf dem Weg zu alter Stärke.
Abgesehen von potentiellen Kursentwicklungen zahlt der Konzern in den letzten Jahren eine stetig steigende Dividende aus.
Abschließend bin ich der Meinung, dass die Probleme der BASF im Moment überwiegen und deshalb die Aktie abgestraft wurde. Wenn der Konzern es schafft in den nächsten Jahren diese Probleme zu beseitigen, wird auch die Aktie wieder steigen.
Was hältst du von dem Unternehmen BASF SE? Besitzt du bereits Aktien oder hast du vor in Zukunft welche zu kaufen? Schreibe mir gerne deine Gedanken und dein Feedback zu der Aktienanalyse in die Kommentare.
Hallo Marco,
von BASF bin ich nicht überzeugt…..habe in meinem Depot die Eastman Chemical und Celanese als Chemiewerte,beide aus den USA.
LG Thomas
Servus Thomas,
ich habe BASF im Depot, da ich 1. die Generalversammlung besuchen möchte und der Konzern quasi um die Ecke seinen Hauptsitz hat.
Fundamental bin ich von der Expansion in China und dem Recycling der Batterien von E-Autos überzeugt.
Gruß,
Marco