Für viele Menschen ist der Aktienmarkt noch immer ein Mysterium. Doch mit diesem Beitrag möchte ich dir schrittweise erklären, wie du deine erste Aktie oder deinen ersten ETF kaufen kannst. Ich zeige dir ausführlich, wie man den richtigen Broker auswählt, ein Depot dort eröffnet und dann das richtige Anlageprodukt für die eigene Investmentstrategie findet.
- Was will ich an der Börse?
- Den richtigen Broker auswählen
- Depot eröffnen
- Aktie oder ETF?
- Sparplan oder Einmalkauf?
- Nicht vergessen!
Was will ich an der Börse?
Die erste Frage, die du dir stellen solltest ist: Was möchte ich an der Börse erreichen? Dabei musst du unterscheiden, ob du kurzfristig spekulieren oder langfristig investieren möchtest. Um Letzteres dreht sich dieser Beitrag und auch ich verfolge diese Anlagephilosophie.
Dabei geht es um den langfristigen Vermögensaufbau und das Erschaffen einer passiven Einnahmequelle. Denn sobald du dein Geld richtig investierst, beginnt es für dich zu arbeiten! Du erhältst Ausschüttungen (Dividenden) von den jeweiligen Unternehmen in die du investiert bist.
Um an der Börse erfolgreich zu sein, solltest du dir deshalb vorher überlegen was dein Ziel ist und so investieren, dass du dieses erreichen kannst. Ist dein Ziel ein Vermögen aufzubauen macht es keinen Sinn nur in Dividendenaktien zu investieren. Auf der anderen Seite macht es keinen Sinn, wenn du von deinen Kapitalerträgen leben möchtest, nur Wachstumsaktien zu kaufen, die keine Dividende an dich auszahlen.
Schreib dir deshalb jetzt konkret auf wie viel Vermögen du am Tag x besitzen möchtest. Dabei kann es sich entweder um die Höhe deines Vermögens oder deines passiven Einkommens handeln. Diese Zahl ist ab sofort dein Anker.
Ich selbst habe mir das Ziel gesetzt mit 25 Jahren eine Depotgröße von 100.000 EUR zu erreichen. Ich beziehe mich bei meinem Ziel extra auf eine Vermögensgröße, denn ich bin noch nicht auf Dividenden angewiesen und fahre deshalb auch keine reine Dividendenstrategie.
Lies: Meine persönlichen und finanziellen Ziele für das Jahr 2019
Den richtigen Broker auswählen
Nach dem du dir Gedanken gemacht hast, was du an der Börse erreichen möchtest, kommst du nicht daran vorbei dir ein Depot zu eröffnen. Doch in dem Dschungel an Brokern kann man leicht den Überblick verlieren. Deshalb habe ich in der nachfolgenden Grafik fünf Broker analysiert. Natürlich gibt noch wesentlich mehr, aber mit den nachfolgend Genannten hast du bereits eine gute Auswahl.
Link zu: OnVista, Consorsbank (Werbungscode: pa5A2d)*, Comdirect*, Trade Republic und ING-DiBa.
Depot eröffnen
Nach dem du den für dich passenden Broker ausgewählt hast, ist es an der Zeit ein Depot dort zu eröffnen. Dafür begibst du dich auf die jeweilige Homepage und besorgst dir von dort die nötigen Unterlagen.
Bei der Consorsbank kannst du beispielsweise den Antrag auf Depoteröffnung online stellen. Je nach Broker muss du dann deine Identität noch mit Post-Ident oder Video-Ident verifizieren. Nachdem dieser Prozess abgeschlossen ist, erhältst du im Laufe weniger Werktage deine Depotunterlagen per Post zugesendet.
Nicht vergessen solltest du, den Sparerpauschbetrag zu nutzen. Diesen kannst du bei der jeweiligen Bank oder Broker einreichen und zahlst als Single auf die ersten 801 EUR keine Kapitalertragssteuer. Bei gemeinsam veranlagen Paaren liegt der Freibetrag bei 1.602 EUR. Ich selbst bin kein Steuerberater und spreche hier nur aus eigener Erfahrung. Trotzdem empfehle ich jedem, sich mit dem Thema „Steuern am Kapitalmarkt“ auseinander zu setzen. Denn wer Steuern zahlt, hat auch das Recht, Steuern zu sparen!
Jetzt kannst du anfangen deine ersten Aktien an der Börse zu kaufen. Oder doch besser einen ETF?
Aktien oder ETFs?
Das Finanzprodukt ETF (Exchange-Traded Fund), zu Deutsch „Börsengehandelter Fond“, hat in den letzten Jahren stark an Bekanntheit zugenommen. Ein ETF ist vergleichbar mit einem aktiv gemanagten Fond, mit dem entscheidenden Unterschied, dass dieser einen Index automatisiert nachkauft. Dafür wird kein Team an Analysten und Tradern gebraucht, sondern der Computer passt den ETF automatisiert an den jeweiligen Index an. Dadurch sind die Kosten um ein Vielfaches geringer. Ebenfalls sind ETFs sehr breit gestreut und können über die Börse schnell wieder verkauft werden.
Lies: Was ist ein ETF?
Eine Einzelaktie hingegen hat zwar keine laufenden Kosten, kann aber risikoreicher sein. Denn mit einem ETF kauft man einen Korb gefüllt mit mehreren tausenden Aktien. Wohingegen eine Einzelaktie an sich überhaupt nicht diversifiziert ist.
Für Privatanleger, die nicht so viel Zeit in ausführliche Aktienanalysen stecken möchten oder können, empfiehlt sich der Kauf eines oder mehrerer ETFs. Denn mit diesen lässt sich der Markt und seine durchschnittliche Rendite kostengünstig abbilden. Mit einem ETF beispielsweise auf den S&P 500 (Dieser umfasst die 500 größten, börsengelisteten US-amerikanischen Unternehmen) konnte man, seit der Gründung 1957, im Durchschnitt eine Rendite von 8% per annum einfahren.
Um sich die Rendite besser vorstellen zu können, habe ich hier eine Beispielrechnung mit einer anschaulichen Grafik vorbereitet. Diese zeigt gut, wie der Zinseszins bei 8% wirkt und wie du als Privatanleger den Zinseszins für dich arbeiten lassen kannst.
Mit einem ETF ist es kaum möglich, besser als der Markt (Durchschnitt aller Aktien) abzuschneiden. Um dies zu erreichen, muss man sich mit dem Thema Einzelaktien auseinandersetzten. Denn hierbei kauft man gezielt Aktien von einem Unternehmen, in der Hoffnung, dass sich dieses besser als der Markt entwickelt. Dabei ist das Totalverlustrisiko deutlich höher, es braucht viel Übung, eine gute Anlagestrategie und vor allem Durchhaltevermögen. Denn es kann gut sein, dass eine Aktie von heute auf morgen um 90% abrauscht. Bei einem ETF passiert dies deutlich seltener, da sich gut und schlecht laufende Aktien ausgleichen.
Hast du vor an der Börse Einzelaktien zu kaufen, brauchst du unbedingt eine Anlagestrategie, denn sonst hast du mehrere tausend potenzielle Aktien für dein Depot. Ich beispielsweise fokussiere mich auf Dividenden- und Wachstumstitel. Dafür habe ich Kriterien festgelegt, die eine Aktie erfüllen muss, um in mein Depot zu gelangen. Ich selbst bin noch ein blutiger Anfänger und verbessere meine Strategie deshalb laufend.
Warum fragst du dich? Das liegt daran, dass ich entweder Fehler mache und daraus lernen oder ein neues Buch gelesen habe und feststelle, dass ein Kriterium meiner Anlagestrategie fehlerhaft ist. Das Entwickeln einer Anlagestrategie ist deshalb sehr zeitaufwendig und erfordert viel Wissen. Wer keine Zeit oder Lust hat sich damit auseinander zu setzten, ist mit einem ETF auf den MSCI World oder S&P 500 Index bestens bedient.
Wie du dir ein Depot mit ETFs aufbauen kannst, diese richtig bewertest und Risiken vermeidest, findest du in meiner ETF-Serie.
Lies: Deinen eigenen ETF-Sparplan erstellen!
Sparplan oder Einmalkauf?
Eine weitere Frage, die sich Privatanleger vor dem ersten Aktienkauf stellen, dreht sich um das Thema Sparplan oder doch lieber ein Einmalkauf. Diese Frage kann man, genauso wie bei dem Thema ETF oder Einzelaktie, nicht pauschal beantworten.
Doch folgende Faustformel bringt Licht ins Dunkel: Bei einer zu investierenden Summe unter 667 EUR macht es bei Brokern wie Comdirect oder Commerzbank keinen Sinn einen Einmalkauf zu tätigen. Denn dort sind die Kosten zu hoch. Für alle Investitionen die größer sind, kann ein Einmalkauf Sinn machen. Damit ist der erste wichtige Faktor die Gebühren für den jeweiligen Kauf.
Ein weiterer Punkt ist der Durchschnittskosteneffekt (englisch cost average effect). Dieser macht sich bemerkbar, wenn man über einen längeren Zeitraum einen gleichbleibenden Sparplan anlegt. Dabei werden beispielsweise monatlich 100 EUR in SAP, für die nächsten 6 Monate, investiert. Bei einem Einmalkauf von 6 Stück zu je 100 EUR (ohne Ordergebühr) wären am Ende des halben Jahres 6 Anteile im Depot. Doch vielleicht steigt die Aktie im nächsten Monat und im Monat darauf fällt sie wieder. Diese Schwankungen sind für einen Sparplan von Vorteil, denn hier wird 6-mal, zu verschiedenen Kursen, gekauft. Steht die Aktie niedrig, werden mehr Anteile für 100 EUR erworben, steigt der Kurs wieder, werden dementsprechend weniger Anteile gekauft.
Deshalb kann man auch bei dieser Frage keine einhundertprozentige Antwort geben. Die Frage ist abhängig von den Kosten, der zu investierenden Summe und den eigenen Vorlieben. Denn für risikoaffine Anleger kann es Sinn machen, in kleinen Tranchen ihr Geld zu investieren. Für Personen die risikoavers sind und die Chance erkennen, wenn eine gute Aktie günstig zu haben ist, kann ein Einmalkauf sinnvoller sein. Diese Frage hängt deshalb auch stark von der Persönlichkeit ab.
Ich selbst bespare Aktien mit einer hohen Bewertung mit kleinen Sparplanraten und nutze Kursrückgänge für größere Einmalkäufe.
Nicht vergessen!
Spätestens jetzt solltest du ins Handeln kommen und dir ein Depot eröffnen. Fang an dich weiterzubilden und deine Finanzen selbst in die Hand zu nehmen.
Denn die meisten Menschen diskutieren lieber stundenlang über ein Thema, anstatt ins Handeln zu kommen. Eröffne heute noch ein Depot, setze dich mit dem Thema Aktien oder ETFs auseinander und informiere dich über verschiedene Anlagestrategien.
Ich hoffe du hast jetzt einen groben Plan, wie du ein erfolgreicher Aktionär wirst. Weitere spannende Beiträge findest du hier. Wenn du Fragen und Anregungen hast, freue ich mich über einen Kommentar oder eine E-Mail von dir.