Oft höre ich die Aussage: „Als Privatanleger kann man an der Börse nur Verluste machen!“ Das liegt meist daran, dass (deutsche) Anleger sich einmal die Finger am Aktienmarkt verbrannt haben und sich danach geschworen haben, nie wieder solche Teufelspapiere zu kaufen. Doch mit den 10 Geboten für Privatanleger steht deinem Erfolg an der Börse nichts mehr im Wege.
Wie „Starinvestor“ Warren Buffet oder die „Börsenoma“ Beate Sander immer predigen: Mit einem langfristig orientierten und breit gestreuten Investment in große Unternehmen, deren Geschäftsmodell man versteht, kann ein Privatanleger fast nichts falsch machen.
Nachfolgend habe ich meine 10 wichtigsten Weisheiten in Form einer kleinen Investment-Fibel aufgeschrieben.
Du sollst…
Inhaltsverzeichnis
1. …langfristig investieren!
An der Börse kann man nur mit sehr viel Glück, Insiderwissen oder einem Kapitalhebel in kurzer Zeit reich werden. Doch dem Privatanleger geht es darum, sich langfristig aufzustellen und von einer stetig wachsenden Wirtschaft zu profitieren.
Deshalb sollte dein Anlagehorizont mindestens zwischen fünf Jahren und mehreren Jahrzehnten liegen. Denn nur wer langfristig investiert, kann den Zinseszins für sich arbeiten lassen.
Denn der S&P 500 (Standard & Poor’s 500 ist ein Aktienindex, der die Performance der 500 größten börsennotierten US-amerikanischen Aktien-Unternehmen umfasst) hat seit der Gründung 1957 eine jährliche Rendite von 8% pro Jahr geschafft. Damit würde sich das Anfangskapital alle 9 Jahre verdoppeln. Bereits nach 18 Jahren hat sich das Anfangskapital vervierfacht. Das Spiel kann man unendlich lange weiterspielen. Da man sich die Kraft des Zinseszinses nur schwer vorstellen kann, hier eine Grafik für einen Anlagehorizont von 45 Jahren. Dabei gehen wir von einem Startkapital von 10.000 EUR aus und danach werden lediglich die Dividenden reinvestiert. Wird kein zusätzliches Geld mehr investiert liegt das Endkapital bei 319.204,49 EUR.
2. …nicht spekulieren und Trends hinterherlaufen!
An das langfristige Investieren knüpft auch der nächste Punkt an. Du solltest nicht einfach irgendwelchen Trends hinterherlaufen, nur weil der Arbeitskollege, der Freund oder irgendein Bankberater gesagt haben, dass dieses eine Produkt der neue „heiße Sch**s“ sei.
Denn oftmals bildet sich eine Blase in dem jeweiligen Markt, der unwissende Privatanleger kauft trotzdem fröhlich von seinem Ersparten weiter. Dann erreicht der Kurs seinen Höchststand, die institutionellen Anleger oder Personen die darauf spekuliert haben, ziehen ihr Kapital ab, die Blase platzt und das Gesparte ist futsch.
Genau an solchen Hype-Aktien verbrennen sich viele Privatanleger häufig die Finger und kehren dann dem Aktienmarkt den Rücken. Stattdessen sollte man langfristig in Unternehmen investiert, die bereits seit mehreren Jahrzehnten Marktführer sind und stabile Umsätze generieren. Denn nur solche Unternehmen, die mit ihren Produkten oder Dienstleistungen einen Mehrwert schaffen, können in einer marktorientierten Wirtschaft lange überleben.
3. …logische Denken!
Eigentlich selbstverständlich, aber scheinbar noch nicht bei jedem angekommen sein. Vor allem an der Börse ist logisches Denken von Vorteil. Denn wer einfach das macht, was alle machen, hatte zwar immer eine Ausrede warum es nicht klappt, wird aber niemals erfolgreich sein. Doch der smarte Privatanleger denkt vorher darüber nach, warum er ein Investment tätigt und nicht erst danach.
Ein Beispiel für die Kategorie „Alles bleibt so wie es ist, ich werde mich nicht ändern, sollen sich doch die Anderen ändern!“ ist unser Finanzminister Olaf Scholz. Denn er verweigert Online-Banking, Banking-Apps und lässt dazu sein Geld auf unverzinsten Konten liegt. Damit schrumpft sein Kapital jährliche um 2-3% (Inflation) und sollten die Zinsen weiter fallen, wird immer mehr Kaufkraft des Sparvermögens vernichtet.
Da stellt sich mir, als smarter Privatanleger die Frage, wie man nur so die Augen vor der Realität verschließen kann. Denn wenn ich auf dem Sparkonto keine Zinsen mehr bekomme, dann werde ich doch wohl nicht mein ganzes Kapital dort liegen lassen. Nein, ich werde mir alternativen suchen, die mein Kapital nicht vernichten, sondern weiter wachsen lassen.
Wenn du an der Börse investierst, dann Gratulation, du gehörst zu der Kategorie der smarten Privatanleger und nicht zu den Zukunftsverweigerern!
4. …eine einfache Anlagestrategie verfolgen!
Natürlich kann man mit einer Fundamentalanalyse und einem Doktor der Mathematik ein Aktienunternehmen bewerten, doch macht das überhaupt Sinn? Für den breit gestreuten Privatanleger nicht. Denn die Opportunitätskosten sollten dabei nicht außer Acht gelassen werden. Denn wenn ich Monate lang eine Aktie analysiere, liegt mein Geld weiter auf dem Girokonto und man hätte in dieser Zeit mehr Geld verdienen können, um noch mehr zu investieren. Überlege dir einige wenige Kriterien, anhand derer du Aktien bewertest. Doch mach daraus keine Wissenschaft und verzettele dich nicht in stundenlange Analysen.
Lies: Aktienanalyse SAP SE – Eine deutsche Cashcow für dein Depot!
Sobald ich eine Aktie analysiert habe, kaufe ich monatlich Anteile mittels eines Sparplan. Dabei liegen die Kosten bei gerade einmal 1,5% und ich kann bereits ab 25 EUR Bruchstücke einer Aktie kaufen. Der Sparplans ermöglicht mir, automatisiert zu investieren, ohne ständigen nach dem richtigen Einstandskurs suchen zu müssen (Cost Average Effekt).
Lies: Wie richte ich einen Sparplan ein?
5. …nicht übermütig werden!
Wenn die Aktienmärkte gut laufen ist es auch für mich verlockend immer mehr Geld in gut laufende Investments nachzuschießen. Doch bloß nicht übermütig werden und das ganze Ersparte in eine Aktie stecken. Streue dein Geld über mehrere Anlageklassen, baue einen Notgroschen auf und halte etwas Cash für Rücksetzer an der Börse bereit. Denn in einer Phase des wirtschaftlichen Aufschwungs will zwar keiner an den Crash denken, doch er wartet schon um die nächste Ecke und wird auf kurz oder lang jeden Börsianer treffen. Für solche Fälle ist es sinnvoll, verschiedene Anlageklassen zu haben, die nicht miteinander korrelieren. Denn geht es im Aktienmarkt bergab, können Anleihen steigen. So gleichen sich die Verluste des einen Investments, mit den Gewinnen des anderen wieder aus und eine Krise ist mit geringeren Verlusten leichter zu überstehen (vor allem mental!).
6. …Risikomanagement durch Diversifikation betreiben!
Klingt zwar logisch, trotzdem unterliegt vor allem der deutsche Privatanleger dem Fehler, dass sein Depot hauptsächlich aus Aktienunternehmen aus dem eigenen Land besteht. Das führt zu einem Klumpenrisiko und einer geringeren Rendite. Deshalb sollte man darauf achten, sein Geld nicht nur über verschiedene Anlageklassen, sondern auch über unterschiedliche Währungsräume und Branchen zu streuen. Ein guter Richtwert sind 20 Aktien. Ab dann ist ein Depot gut diversifiziert. Wird zusätzlich noch darauf geachtet, verschiedene Länder, Branchen und Unternehmensgröße im Depot zu haben, hat man einiges richtig gemacht und das Risiko deutlich reduziert.
Wer keine Lust oder nicht die Zeit dafür hat kann auch mittels eines ETFs (Exchange Traded Fund) den ganzen Markt abdecken. Bereits mit einem einzigen ETF auf den All Country World Index (ACWI) kann man sich an mehreren tausenden Unternehmen beteiligen, ohne diese einzeln auswählen und kaufen zu müssen.
Lies: Was sind ETFs?
7. …Finanznachrichten meiden!
Wer kennt es denn nicht, man öffnet morgens bei einer Tasse Kaffee die Nachrichten-App und dann steht es da, schwarz auf weiß, „Der Crash kommt! Verkaufen Sie sofort Ihre Aktien“. Diese und ähnliche Schlagzeilen bringen zwar dem Verlag Leser, sollten aber von Privatanlegern gemieden werden. Denn erstens kann niemand zu 100% eine Krise vorhersehen und zweitens macht ständiges hin und her Taschen leer. Denn es werden beim Kauf und Verkauf immer Gebühren und Steuern fällig. Das ständige Umschichten im eigenen Depot, nur weil es der Nachrichtensender XYZ gesagt hat, ist langfristig und finanziell gesehen fatal. Denn beim Vermögensaufbau punktet der Privatanleger mit einem langen Anlagehorizont und der Kraft des Zinseszinses. Deshalb am besten keine Finanznachrichten mehr konsumieren und stattdessen ein gutes Buch lesen, um das eigene Humankapital zu erhöhen.
8. …nicht blind investieren!
Klingt im ersten Moment vielleicht komisch, doch es steckt etwas Ernstes dahinter! Du kennst sicher das Sprichwort „Nicht die Katze im Sack kaufen“. Genau das solltest du an der Börse vermeiden. Versuch vorher zu verstehen, wer oder was hinter dem jeweiligen Investment steckt. Ist es ein solides Unternehmen oder doch nur eine kleine Fabrik in der Pampa? Mach dir unbedingt ein Bild von dem Unternehmen oder dem Projekt, in das du investieren möchtest. Vorsicht ist besser als Nachsicht und im schlimmsten Fall ist das investierte Kapital danach vollständig vernichtet.
9. …auf deine eigenen Fähigkeiten vertrauen!
Wenn ich die ganze Zeit sage, dass ich etwas nicht kann, ist es wahrscheinlich, dass ich es am Ende auch wirklich nicht kann. Gehe ich aber mit einer positiven Einstellung an etwas heran, läuft es meistens von selbst. Die Börse ist für viele ein schier unlösbares Rätsel, doch ich kann dir versichern, dass ist sie nicht. Wie bei allem im Leben, ob Auto- oder Fahrradfahren, man kann es mit etwas Übung lernen, auch das Investieren an der Börse. Gib dir einen Ruck und probiere es aus, das Schlimmste was passieren kann ist, dass du es ausprobiert hast und es nicht geklappt hat. Im besten Fall baust du dir ein Vermögen auf und wirst finanziell unabhängiger. Die Chancen stehen besser als du denkst, traue dich und glaube an deine Fähigkeiten!
10. …Fehler machen!
Der letzte Punkt war auch für mich anfangs sehr schwer. Ich habe versucht alles richtig zu machen, habe viel gelesen und bin letztendlich nicht zum Investieren gekommen. Es hat mehr als ein halbes Jahr gedauert, bis ich meinen ersten Kauf an der Börse getätigt habe. Doch wie überall im Leben, Zeit ist Geld. Denn trotz des vielen Wissens habe ich direkt bei meinem ersten Kauf einen Fehler gemacht. Es bringt also nichts, jede Möglichkeit abzuwägen und zu versuchen, im Voraus alle Fehler zu vermeiden, denn das wird nicht funktionieren. Fang einfach mit wenig Kapital an, mach deine Fehler, lerne daraus und weiter geht’s. Ich selbst bin noch blutiger Anfänger und bin froh, die Fehler mit wenig Geld zu machen, als in ein paar Jahren, wenn ich deutlich größere Summen investiere.
Lies: Meine Aktienkäufe und Dividendeneinnahmen aus dem Monat August
Das waren meine 10 Gebote, die ich jedem Privatanleger mit auf den Weg geben kann. Ich bin mir sicher, dass es noch ein Dutzend weiterer Dinge gibt, die man beachten sollte. Wenn dir noch etwas einfällt schreib es gerne in die Kommentare!
(Disclaimer: Auch ich habe keine Glaskugel und kann nicht vorhersehen wie sich die Börse oder einzelne Unternehmen entwickeln. Daher kann ein Totalverlust an der Börse niemals ausgeschlossen werden!)