In dem heutigen Beitrag analysiere ich die E.On Aktie (WKN: ENAG99). Die einstig stark konkurrierenden Energieriesen E.On und RWE betreiben heute in friedlicher Koexistenz ihre Geschäfte. Doch wie kam es dazu?
Lange Zeit herrschten im Energiegeschäft Monopole, die den Erzeugern gute Gewinne einspielten. Doch die zunehmende Deregulierung des Strommarktes und eine immer stärker voranschreitende Energiewende brachten die alten Geschäftsmodelle der Energieerzeuger zum Zusammenbruch.
Um nicht von der Bildfläche zu verschwinden, haben sich E.On und RWE, unter strikten Auflagen, zu einem Tausch bestimmter Geschäftsfelder geeinigt. E.On hat seine Kohle- und Gaskraftwerke abgegeben und RWE gliederte im Gegenzug die Bereiche erneuerbare Energie, das Netz- und das Endkundengeschäft an die Tochter Innogy aus.
Vor der Übernahme von Innogy durch E.On fehlte noch die Zustimmung der EU-Kommission für Wettbewerbsschutz. Innogy musste dafür sein profitables tschechisches Strom- und Gas-Endkundengeschäft sowie das deutsche Heizstrom-Geschäft verkaufen.
Nachdem alle Auflagen erfüllt wurden, übernahm E.On das Netz- und Vertriebsgeschäft von Innogy (und damit das von RWE). RWE übernahm im Gegenzug das Ökostromgeschäft der eigenen Tochter und zusätzlich das von E.On.
Inhaltsverzeichnis
Geschäftsmodell
E.On ist eines der weltweit führenden Unternehmen im Bereich der Produktion und dem Vertrieb von Strom und Gas. Die Umsätze der einzelnen Geschäftsfelder von E.On unterteilen sich folgendermaßen:
– 72,7% durch den Verkauf von elektrischer Energie
– 19,7% durch den Verkauf von Gas
– 7,6% entfallen auf sonstige Einnahmequellen
Den größten Umsatz erzielt der Konzern in Deutschland (48,7%), danach folgt das Vereinigte Königreich mit 24,3%, Schweden mit 5,2%, Resteuropa (ohne DE) mit 21,1% und Sonstige mit 0,95%.
Kennzahlen
Kurs: 8,96€
Umsatz (2019): 41,5 Milliarden €
Gewinn (nach Steuern, 2019): 1,566 Milliarden €
Gewinn pro Aktie (nach Steuern, 2019): 0,68€
KGV: 13,18
Marktkapitalisierung: 22,658 Mrd. €
Dividende: 0,46€
Dividendenrendite: 5,13%
Ausschüttungsquote (FCF): 100%
Dividendensteigerungen: 2 Jahre in Folge
aktuelle Schuldenquote: 83,6%
(Alle Werte ohne Datum sind Stand 17.04.2020.)
Die Ausschüttungsquote und Verschuldung bei E.On ist überdurchschnittlich hoch. Diese Werte kommen dadurch zu Stande, dass auf der einen Seite die Übernahme mit hohen Kosten verbunden war und das Unternehmen sich aktuell in einer Umstrukturierung befindet. Vor der Übernahme war das Geschäftsmodell sehr zyklisch und unterlag teilweise extremen Schwankungen ins Positive, sowie Negative. Durch die Umstellung von der Energieproduktion auf den Vertrieb, die Bereitstellung der Infrastruktur und Dienstleistungen rund um das Energiegeschäft, wird sich das Geschäftsmodell voraussichtlich in den kommenden Jahren wieder stabilisieren.
Zukunftsprognose
Die Umstellung des Geschäftsmodells bietet E.On eine wesentlich bessere Ausgangslage, um sich verstärkt auf die Bereitstellung von Dienstleistungen und Infrastruktur rund um die Energieversorgung zu fokussieren.
Elektromobilität
Ein Schwerpunkt in den kommenden Jahren soll die Elektromobilität sein. Hier möchte E.On seine „Drive All-in-one“ Lösung weiter ausbauen und dem Elektroautobesitzer ein Rund-um-Sorglos-Paket zur Verfügung stellen. Die Dienstleistung umfasst eine PowerBox, um das Elektroauto zu Hause zu laden, eine E.ON Drive App um die Lademöglichkeiten zu finden und eine ChargeCard, um an jeder E.On Ladesäule zu einem einheitlichen Tarif zu laden. Aktuell kostet die Ladekarte 4,95€ pro Monat und ermöglicht dem Benutzer an über 8.000 Orten in Deutschland sein Elektrofahrzeug zu laden.
Für die 2. Jahreshälfte 2020 hat E.On angekündigt mit VW zu kooperieren, um den Ausbau der Schnellladeinfrastruktur voranzutreiben. Das Ziel mit dem neuen „E.On Drive Booster“ ist es, eine schnellere, einfachere und kostengünstigere Lösung für Elektroautofahrer anzubieten. Damit die Ladesäulen weiterhin mit einem herkömmlichen Stromanschluss auskommen, wird dauerhaft im Hintergrund eine 194-kWh-Batterie geladen, mit der dann gleichzeitig zwei E-Autoakkus, in rund 15 Minuten, auf eine Reichweite von 200 Kilometern geladen werden können.
Darüber hinaus möchte man dafür sorgen, dass an den Ladesäulen eine transparente Preisgestaltung stattfindet und die bereits installierten 24.000 Ladepunkte in den nächsten 3 bis 4 Jahren verdoppelt werden (Thomas Schmall Vorstandsvorsitzender der „Volkswagen Konzern Komponente“).
Smart Meter
Jeder deutsche Verbraucher ist dazu verpflichtet, den Einbau digitaler Stromzähler (“Smart Meter”) durch sein zuständiges Energie-Unternehmen zu dulden. E.On hat durch die Übernahme des Endkundengeschäfts von RWE aktuell rund 20 Millionen Kunden, die nach und nach mit einem Smart Meter ausgestattet werden.
Dadurch kann E.On Kundendaten sammeln und wie bereits von Unternehmen wie Alphabet bekannt, sind diese Informationen das Gold der Zukunft. Durch die Auswertung der Daten kann E.On gezielt Dienstleistungen für Kunden anbieten, oder Angebote auf spezielle Nutzergruppen ausrichten.
Ebenfalls kann E.On durch seine hohe Anzahl an Kunden die Smart Meter 50% günstiger installieren lassen und verdrängt durch die geringeren Kosten bereits kleinere Konkurrenten. Dadurch kann der Konzern seine Monopolstellung weiter ausbauen.
Smart Home
Anknüpfend daran plant der Konzern eine Box, die an den Sicherungskasten der Kunden angeschlossen werden kann und dem Nutzer Aufschluss darüber gibt, welches Gerät wieviel Strom verbraucht. Laut E.ON soll die Box in der Lage sein, eigenständig Haushaltsgegenstände zu erkennen und den Verbrauchern auf Energiesparmöglichkeiten hinzuweisen.
In diesem Zug wäre es dann auch möglich, ergänzend zu der Box, weitere smarte Geräte auf den Markt zu bringen. Denn wer bereits ein Gerät von E.On besitzt, greift bei entsprechend positiven Erfahrungen, eher wieder zur selben Marke. Diese Kundenbindung ermöglicht dann, dass ganze Häuser mit smarten Produkten von E.On ausgestattet und dadurch energieeffizienter werden.
SolarCloud
Ein weiterer Zukunftsmarkt sind die erneuerbaren Energien. Bereits mehr als 2/3 der Kunden von E.On wären in der Lage sich 100% selbst zu versorgen. Doch oftmals scheitert es an den Speichermöglichkeiten. Tagsüber produziert der Verbraucher durch die Sonnenenergie Strom, doch dieser wird nur zu einem geringen Teil selbst verbraucht. Der Rest wird für eine niedrige Vergütung ins Netz eingespeist und in den Abend-/Nachtstunden muss der Strom dann teurer wieder zugekauft werden.
Mit der kostenpflichtigen SolarCloud bietet E.On die Möglichkeit, Strom nicht zu verkaufen, sondern seinem digitalen Stromkonto gutzuschreiben. Der Strom, der vom Kunden tagsüber nicht verbraucht wird, landet im Stromnetz und wird anderen Kunden zur Verfügung gestellt. Doch bei der Einspeisung ins Stromnetz findet keine Vergütung durch E.On statt, sondern der stromliefernde Kunde erhält eine virtuelle Stromstunde in seiner SolarCloud. Scheint die Sonnen nicht, kann der Strom von dem Stromkonto abgehoben und verbraucht werden.
Der Vorteil für den Kunden der SolarCloud ist, dass er den überschüssigen Strom, den er während den Sonnenstunden produziert, nicht günstig verkaufen muss um diesen dann in den sonnenfreien Stunden wieder teuer zurückzukaufen. Stattdessen wird der Strom ins Netzt gespeist, dem Stromkonto gutgeschrieben und kann nach Bedarf ohne zusätzliche Kosten wieder „abgehoben“ (genutzt) werden.
Diese Dienstleistung seitens E.On ermöglicht, dass sich zukünftig mehr Verbraucher zu 100% selbst versorgen können und somit maßgeblich zur Energiewende beitragen.
Fazit
Der Versorger E.On musste in den letzten Jahren mit einem schrumpfenden Geschäftsmodell kämpfen. Doch aktuell ist der Konzern dabei, eine 180° Wende hinzulegen. Dabei wird der Fokus auf das Netz- und Vertriebsgeschäft gelenkt. Dadurch sind stabile Einnahmen durch Netzentgelte garantiert.
Daneben liegt der Fokus darauf, immer neue Dienstleistungen anzubieten, um das Endkundengeschäft zu stärken. Ich besitze aktuell rund 26 Aktien von E.On und bespare diese Position weiterhin jeden Monat mit 25€.
Was hältst du von dem Unternehmen E.On? Besitzt du bereits Anteile oder hast du vor dir in der aktuellen Krise die ersten Aktien zu kaufen? Schreib mir deine Meinung, Feedback und Anregungen gerne in die Kommentare!
Damit wünsche ich dir eine finanziell erfolgreiche Woche,
Marco
Hallo Marco,
da ich generell kein Freund von deutschen Titeln bin wird auch dieses Unternehmen nicht den Weg in mein Depot finden.
Ich finde generell die deutsche Dividendenpolitik nicht gut,so auch hier bei Eon ist die Ausschüttung sehr unkonstant.
Auch bin ich gespannt was in Deutschland auf dem Energiemarkt passiert wenn die Partei die Grünen wieder an der Regierung beteiligt sind was wohl bei der nächsten Bundestagswahl passieren wird/kann.
Auch bei dem Thema Elektromobilität weiss ja keiner so richtig ob das der Zukunftstrend sein wird oder doch etwas anderes.Alles in allem für mich persönlich kein Investment,da fühle ich mich mit einer American Water Works bedeutend wohler(seit 11 Jahren Steigerung der Dividende).Ich persönlich werde mir noch die UGI Corporation ins Depot legen,das ist ein amerikanischer Gasversorger und steigern seit 32 Jahren die Dividende.
Ich wünsche dir natürlich trotzdem viel Erfolg bei dem Investment.
Danke Thomas für deinen Kommentar ✌ Ich werde mir beide Unternehmen anschauen und gegebenenfalls auch in meine Watchlist übernehmen.
Ich persönlich sehe Airbus als Spekulation an und setzte hier auf einen kurzfristigen extremen Kursanstieg 👍
Gruß,
Marco
Airbus?Dachte es geht um Eon 🙂
Ja gut, man sollte vielleicht nicht während der Airbus Analyse einen E.On Kommentar beantworten 😅 Gilt aber für beide Unternehmen.