Jeder, der sich in Deutschland selbstständigen machen will, muss vorher eine Menge rechtlicher Dinge beachten. In dem nachfolgenden Beitrag habe ich alle Punkte zusammengefasst, die ich beachten musste, bevor ich mich mit dem Reselling/Investieren in Lego beginnen konnte.
Der folgende Beitrag stellt in keinerlei Hinsicht eine rechtliche Beratung dar. Ich gebe lediglich meine Erfahrungen als Privatperson wieder und du solltest dich vor deiner Gründung von einem Fachmann in dem jeweiligen Bereich beraten lassen.
Wie immer gibt es den Beitrag auch als YouTube-Video (Klick!):
Inhaltsverzeichnis
Gewerbeanmeldung
Der wohl wichtigste und erste Schritt ist die Gewerbeanmeldung. Hierfür gehst du auf dein örtliches Gewerbeamt und meldest dort dein Gewerbe an.
Mitbringen musst du deinen Personalausweis und abhängig von der Behörde kostet die Anmeldung 20-40€.
Dort füllst du den Fragebogen zur Gewerbeanmeldung aus. Dafür benötigst du neben deinen persönlichen Daten auch eine grobe Bezeichnung deiner gewerblichen Tätigkeit. Am besten überlegst du dir ein paar Kategorien, die deine geplanten gewerblichen Aktivitäten beschreiben.
In meinem Fall hat mir die zuständige Mitarbeiterin des Gewerbeamts aber auch geholfen und gesagt, welche Begriffe meine Tätigkeit am besten zusammenfassen. Es schadet aber keinesfalls sich vorher ein paar Gedanken darüber zu machen.
Link: https://www.gewerbeanmeldung.de/gewerbeamt
Steuerlicher Erfassungsbogen
Nachdem du dein Gewerbe angemeldet hast, wird es nicht lange dauern, bis das Finanzamt dich auffordert einen steuerlichen Erfassungsbogen abzugeben.
Dieser ist notwendig, damit das Finanzamt weiß, wie viel Geld du bereits verdient hast beziehungsweise wie viel du mit deinem Gewerbe noch verdienen möchtest.
Den Antrag kannst du direkt beim Finanzamt oder über das Online-Tool ELSTER ausfüllen. Für letzteres musst du aber zuerst einen Antrag stellen, damit du ein ELSTER-Zugang erhältst.
Link: https://www.elster.de/eportal/registrierung-auswahl
Ich habe meinen Antrag mit der Hilfe eines Steuerberaters ausgefüllt, denn einige Passagen darin sind selbst nach entsprechender Recherche im Internet schwer zu verstehen.
Letztendlich musst du dich beim Ausfüllen entscheiden, ob du die Kleinunternehmerregelung in Anspruch nehmen möchtest. Dafür darf dein Umsatz im ersten Jahr nicht über 22.000€ und im 2. nicht über 50.000€ liegen (Stand 2021).
Nimmst du die Kleinunternehmerregelung in Anspruch, musst du keine Umsatzsteuer abführen. Ob diese Regelung für dich Sinn macht, kann man pauschal nicht beantworten. Denn bei großen Anfangsinvestitionen kann es besser sein, die Kleinunternehmerregelung nicht in Anspruch zu nehmen, um die Anschaffungskosten steuerlich geltend zu machen. Auf der anderen Seite ist der steuerliche Aufwand als „Kleinunternehmer“ geringer.
Link: https://www.lexoffice.de/gesetzesaenderungen/kleinunternehmerregelung-2020/
Nachdem das Finanzamt deinen Antrag geprüft hat, erhältst du deine Steuernummer und ggf. auch deine Umsatzsteuer-Identifikationsnummer. Diese benötigst du unabhängig davon, ob du Kleinunternehmer oder regelbesteuerter Unternehmer bist, um auf eBay verkaufen zu können. Daher würde ich dir empfehlen die USt.-Nummer direkt mitzubeantragen!
SEPA Lastschriftmandat
Das SEPA Lastschriftmandat kannst du zusammen mit dem steuerlichen Erfassungsbogen abgeben. Das Dokument berechtigt das Finanzamt die Steuerschuld direkt von deinem (Gewerbe-)Konto abzubuchen.
Dadurch vermeidest du, dass deine Steuern nicht fristgerecht bezahlt werden und du teure Mahnungen vom Finanzamt erhältst. Sinnvoll ist dies vor allem wenn du dich als regelbesteuerter Unternehmer selbstständig machst und monatlich deine Umsatzsteuervoranmeldung abgeben sowie bezahlen musst. Mit dem Lastschriftmandat sparst du dir das manuelle Überweisen und vergisst nicht deine Umsatzsteuerschuld rechtzeitig zu begleichen.
Link: https://www.lfst-rlp.de/fileadmin//user_upload/Steuer/Vordrucke/Sonstige/Kasse/LH-SEPA-Lastschrift-Anlage1a_neu.pdf (Das Formular gilt für das Bundesland RLP, für andere Bundesländer im Browser einfach nach „SEPA Lastschriftmandat Finanzamt“ + „dein Bundesland/Stadt“ suchen)
ELSTER
ELSTER kannst du zur elektronischen Übermittlung deiner Steuerdokumente (z.B. Umsatzsteuervoranmeldung, steuerlicher Erfassungsbogen, EÜR, Einkommensteuererklärung, …) nutzen.
Für die Plattform musst du zuerst eine Freischaltung beantragen. Für diesen Vorgang solltest du ein paar Wochen einplanen und den Zugang daher rechtzeitig beantragen!
Interessant wird der Zugang dann, wenn du eine elektronische Buchhaltungssoftware benutzt. Denn über diese Software und die dazugehörige ELSTER-Schnittstelle kannst du beispielsweise deine Umsatzsteuervoranmeldung bequem übermitteln, ohne das Formular händig ausfüllen zu müssen.
Link: https://www.elster.de/eportal/start
Verpackungslizenz
Ein weiteres lästiges, aber notwendiges Thema ist die Verpackungslizenz. Denn sobald du Waren zu deinen Kunden (Verbraucher) schickst, muss du dich an den Entsorgungskosten der Verpackungsmaterialien beteiligen.
Dazu zählen die Versandkartons, aber auch das Füllmaterial (z.B. Luftpolsterfolie, Schrenzpapier, …) und sogar das Klebeband!
Als Reselling-Anfänger bringst du vielleicht keine neuen Versandkartons in Umlauf, da du die Verpackung von dem Shop nutzt, bei dem du die Ware eingekauft hast. Doch auch hier gibt es einen Hacken: Denn gegebenenfalls bist du in der Haftung und müsstest im schlimmsten Fall nachweisen, dass der Händler, von dem du die Kartons recycelst, diese bereits lizenziert hat.
Dieses Vorhaben ist schwierig bis unmöglich und demgegenüber sind die Kosten für die Verpackungslizenz überschaubar. Daher empfehle ich dir dringend deine Verpackungen anzumelden und dadurch etwaige Abmahnungen zu vermeiden.
Darüber hinaus bringst du durch das neue Füllmaterial und Klebeband sowieso „neues Verpackungsmaterial“ in Umlauf und benötigst daher in jedem Fall eine Verpackungslizenznummer.
Wie kannst du jetzt deine Verpackungsmaterialien lizenzieren?
Zuerst registrierst du dich mit deiner Steuernummer bei der Zentrale Stelle Verpackungsregister (LUCID). Nach der Erstanmeldung erhältst du dann deine persönliche Registrierungsnummer. Diese benötigst du dann, um dich bei einem dualen System („Das Duale System bezeichnet die haushaltsnahe Sammlung und Entsorgung von gebrauchten Verkaufsverpackungen in Deutschland.“ – Wikipedia Februar 2022) zu beteiligen.
Dafür gibt es Dienstleister, bei diesen meldest du dich mit deiner Registrierungsnummer an, gibst an wie viel Verpackungsmaterial du in Umlauf bringen wirst und musst dann einen Betrag X bezahlen.
Danach erhältst du eine Auflistung/Rechnung von der jeweiligen Firma, bei der du dir das Kontingent für z.B. 100 Kg Karton gekauft hast und trägst diese Daten wieder im LUCID Dashboard ein.
Überschreitest du das gekaufte Kontingent, musst du weiteres Verpackungsmaterial „nachlizenzieren“ und auch dieses wieder im LUCID Dashboard eintragen. Am Ende des Jahres reichst du dann einen Abschlussbericht ein.
Ich selbst nutze das Duale System „Activate Reclay“, da es für meine Verpackungsmengen den günstigsten Preis geboten hat. Je früher du dein Verpackungsmaterial anmeldest, desto größer ist der Rabatt. Ich habe bereits für das gesamte Jahr 2022 mein Kontingent dort gekauft und einmal 25% Frühlizenzierer-Rabatt bekommen und als Partner der IT-Recht-Kanzlei* noch einmal 8%.
Hier lohnt es sich also frühzeitig zu lizenzieren und nach Rabatt-Gutscheinen Ausschau zu halten.
Nachfolgend liste ich dir ein paar weitere Anbieter auf. Die meisten davon haben auf Ihrer Webseite einen Verpackungsrechner. Dort gibst du an, wie viel Verpackungsmaterial du in Umlauf bringst und vergleichst die Kosten mit den anderen Anbietern. Abzüglich der Rabatt-Gutscheine kannst du dann den für dich günstigsten Anbieter auswählen.
Ich habe nur Anbieter aufgelistet, die mir bei meiner eigenen Recherche aufgefallen sind. Bis jetzt habe ich nur den Anbieter „Active Reclay“ getestet und keine schlechten Erfahrungen gemacht.
Mögliche Dienstleister:
https://www.eko-punkt.de/verpackungslizenzierung/verpackungslizenz-fuer-kleine-unternehmen/
https://www.lizenzero.de/verpackungslizenz-kosten/
(Hierbei handelt es sich um keine Werbung, Affiliate-Links o.ä.)
Rechtstexte für eBay, Amazon, Kleinanzeigen und Co.
Ein ebenfalls nicht zu unterschätzender Aspekt ist die Rechtssicherheit deiner Shops und Internetpräsenz. Wenn du dich als gewerblicher Händler auf einer der oben genannten Plattformen registrierst, oder sogar deinen eigenen Online-Shop eröffnest, benötigst du verschiedenste Rechtstexte (z.B. Impressum, AGB, Widerrufsbelehrung, Datenschutzerklärung, etc.).
Ich nutze hierfür den Anbieter „IT-Recht Kanzlei*“. Das Starter-Packet kostet 9,90€ im Monat und beinhaltet alle Rechtstexte, die du für deine Verkaufspräsenz benötigst. Die regelmäßigen Updates und der geringe, monatliche Betrag haben mich überzeugt und bis jetzt habe ich noch keine schlechten Erfahrungen mit dem Anbieter gemacht.
Aktuell gibt es noch eine Neukunden-Aktion*, bei der du 2 Gratismonate erhältst. Wenn du also noch auf der Suche nach Rechtstexten bist, schau dir auf jeden Fall einmal das Angebot der IT-Recht Kanzlei an.
Abschließen betone ich noch einmal, dass es sich bei diesem Beitrag nur um meine persönliche Meinung handelt und dieser keine Rechts-/Steuerberatung darstellt. Bei Fragen und Probleme wende dich an einen Steuerberater, denn die gesetzlichen Vorgaben könne sich laufend ändern.
Gruß und einen finanziell erfolgreichen Tag,
Marco